
„Mode ist ein Spiel, Image ist ein Instrument“: Interview mit Roman Rakhandiya
Es wird allgemein angenommen, dass die Modebranche hauptsächlich Frauen interessiert. Doch im Laufe der Geschichte waren es oft gerade Männer, die die Mode entscheidend beeinflussten und zu Stilsetzern wurden. Wir sprachen mit dem Image-Experten Роман Рахандия darüber, wie sich die männliche Sicht auf Mode verändert, welche Fehler Männer bei der Kleidung machen und welche Teile in jedem Kleiderschrank vorhanden sein sollten.
Sind Sie auf das Klischee gestoßen, dass Mode ein „weibliches“ Gebiet sei?
— Unbedingt, dieses Klischee existiert. Persönlich bin ich allerdings nicht wegen meiner Berufswahl auf Ablehnung gestoßen. Außerdem gehören die meisten berühmten Namen der Modegeschichte Männern: Джанни Версаче und Ив Сен-Лоран, Вячеслав Зайцев und Валентин Юдашкин.
Wie reagierten Ihre Angehörigen auf Ihre Berufsentscheidung?
— Genau so, als hätte ich gesagt, ich wolle Zahnarzt oder Schlosser werden. Nur statt perfekter Zähne oder Reparaturen bekamen meine Angehörigen perfekte Garderoben.
Wie arbeiten Sie mit Männern, die sich nicht für Mode interessieren?
— Das ist ein Paradox: die „modischsten“ Männer – Stylisten, Designer oder Models – sind nicht immer aktive Modekonsumenten. Kunden aus „unmodischen“ Bereichen – Geschäftsleute, Sportler, sogar ehemalige Militärs – erweisen sich oft als aussichtsreichere Zielgruppe. Ein gelungener Auftritt hilft ihnen, ohne titanische Anstrengungen ein Level höher zu kommen.
Gibt es einen Unterschied in der Stylingsarbeit bei Männern und Frauen?
— Die Methodik ist dieselbe, aber die stilistischen Mittel werden immer individuell gewählt: nach Charakter, Aussehen und imagebezogenen Aufgaben.
Welche Dinge sollten unbedingt im männlichen Kleiderschrank sein?
— Das Minimum umfasst einen klassischen Anzug und ein Hemd, ein Blazer, einen Pullover, ein Hemd mit kleinem Karomuster, ein Set einfarbiger T‑Shirts, eine universelle Jeans, weiße Sneakers und klassische Schuhe. Aber selbst diese Liste lässt sich sehr unterschiedlich stylen, und alles, was darüber hinausgeht, ist bereits die individuelle Formel des Kleiderschranks.
Wie findet ein Mann seinen Stil, wenn er sich darin nicht auskennt?
— Ich empfehle, das Konzept des Grades der Konservativität zu studieren. Es zeigt, wie formell Ihr Auftritt je nach Status, Umfeld und Situation sein sollte. Wenn Sie die Grenzen des Dresscodes verstehen, können Sie eine individuelle Handschrift suchen – allein oder mit Hilfe eines Stylisten.
Welche Fehler machen Männer am häufigsten bei der Kleidung?
— Der größte Fehler ist die Unangemessenheit des Auftritts. Er kann großartig sein, aber wenn Sie in einem Frack zu einem informellen Treffen kommen oder in Jeans und Sneakers in die Oper, ist das ein Fehlgriff. Der Erfolg eines Treffens, geschäftlich oder romantisch, hängt davon ab, ob man im Kontext landet.
Haben Männer wirklich Angst, mit ihrem Stil zu experimentieren?
— Das denke ich nicht. Viele haben einfach nicht dieses Ziel. Ein Experiment bedeutet nicht zwangsläufig zerrissene Jeans oder Leopardenmuster. Manchmal reicht es, den Schnitt des Anzugs, die Struktur oder die Farbgebung zu erneuern. Alles hängt von der Zielsetzung ab.
Wie hat sich die Einstellung der Männer zur Mode in den letzten Jahren verändert?
— Männer haben verstanden, dass sie aus Mode ihren Nutzen ziehen können. Mode ist vielleicht ein Spiel für sie, aber Image ist ein Arbeitsinstrument. Für manche ist es ein Weg, ihre Medienpräsenz zu steigern, für andere, Kunden und Partner anzuziehen.
Welche Trends werden diesen Herbst aktuell sein?
— Für Frauen: tiefe Farben, moderate Lagenlooks, Wildleder, Betonung der Stoffstruktur, Rückkehr zur figurbetonten Schnittführung, massive Ohrringe, Armbänder und mehrschichtige Gürtel.
Für Männer: monochrome helle Kombinationen, moderate Lagenlooks, kräftige Strickwaren, strukturierte Poloshirts, Bomberjacken, Vintage-Motive und Neoklassik, massive Hornfassungen.
Welche Tendenzen halten Sie für universell?
— Intellektueller Minimalismus: diese Richtung ist zeitlos relevant. Das ist keine langweilige Klassik, sondern qualitativ hochwertige Stücke, ohne Überfluss, aber mit modernem Schnitt und interessanten Details.
Von welchen Trends sollte man Abstand nehmen?
— Trends sind heute zu flüchtig, daher sollte man nicht auf Stücke aus der letzten Saison verzichten, die einem noch gefallen; sie können schon im nächsten Jahr in neuer Lesart zurückkehren.
Zum Abschluss unseres Gesprächs betonte Роман Рахандия, dass der Schlüssel zu einem erfolgreichen Image nicht in der Menge der Dinge liegt. Das richtige Erscheinungsbild ist jenes, das hilft, sich in einer konkreten Situation selbstbewusst und angemessen zu fühlen. Bei der Auswahl neuer Outfits sollte man sich zwei Fragen stellen: „Was möchte ich über mich aussagen?“ und „Wie wird dieses Kleidungsstück dabei helfen?“ Dann hört Mode auf, nur Unterhaltung zu sein, und wird zu einem Instrument, das für Sie arbeitet.


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